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Was lernt man an der Jagdschule Weitnau?


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Der Verlag hat sein erstes Werk "Waffenrecht fürs Waidwerk" herausgebracht.


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Fuchsjagd 2014, ein Sammelansitz auf Rotröcke am Grünten

Wie jedes Jahr im Hochwinter, trafen sich auch diesmal Jäger und Anwärter/innen der Jagdschule Weitnau zur traditionellen Fuchsjagd vom Ansitz. Allerdings war der Winter 2013/2014 auch im Weitnauer Tal sehr mild, so dass die geringe Schneelage eigentlich keine Durchführung erlaubt hätte. Schnee ist jenes Material, das über die höchste Lichtreflexion verfügt. Deshalb ist eine geschlossene Schneedecke bei der Nachtjagd auf Raubwild, zusammen mit ein wenig Mondlicht, eine unabdingbare Voraussetzung für den sicheren und waidgerechten Schuss. Lange Gesichter ob der faden Wetterlage im Februar machten sich unter Jägern und Freunden der Jagdschule breit. Die Befürchtung, dass die Tradition unserer gemeinsamen Jagd mit Anwärtern und Jägern in diesem Jahr nicht fortgeführt werden könnte, stand im Raum. Dabei hatten wir im aktuellen Jahr Grund zur besonderen Vorfreude auf das Ereignis: Seit unserer Gründung im Jahre 2010 war es der erste gemeinsame Ansitz auf Fuchs, bei dem alle Jäger, die einen Lehrgangsteilnehmer mit zur Jagd nehmen sollten, an der Jagdschule Weitnau ausgebildet worden waren. Ein ehemaliger Teilnehmer, der seit 2012 selbst Jäger ist, ließ es sich nicht nehmen über 600 km aus Hessen extra dazu anzureisen. Alles in allem hofften etwa 20 Teilnehmer, aber die Wetterlage blieb gnadenlos mild im Weitnauer Tal.

Lagebesprechung

Die Lösung und Rettung brachte ein Jäger-Urgestein und Freund der Jagdschule. Sein Vorschlag, die gesamte Jagd in sein schneebedecktes Revier zu verlegen, wurde allseits gerne und freudig aufgenommen. Und so kam es, dass in diesem Jahr der traditionelle Sammelansitz der Jagdschule Weitnau auf Rotröcke doch noch unter winterlichen Bedingungen stattfinden konnte. Allerdings nicht im Weitnauer Tal, sondern am Allgäuer Hausberg und Wahrzeichen, dem Grünten.
Gegen 20:00 Uhr sammelten sich Jäger und Anwärter/innen, bei vollem Mond am Westrand von Oy. Nach der Jagdeinweisung durch den Revierinhaber wurden je ein Jäger und Lehrling auf die verschiedenen Sitze im Revier verteilt. Die Anwärter sollten unter Aufsicht die Ansprache des Wildes mit dem Fernglas üben und ihren Jägern beim Schuss über die „Schulter schauen“. Ab etwa 21.00 Uhr waren alle Hochsitze besetzt, die Lichtverhältnisse optimal - wie bestellt. Der unaufdringliche Vollmond bei nur stellenweise bedecktem Himmel und auf Schnee war geradezu hervorragend zur Ansprache und Zielauffassung. Bis etwa 23:00 Uhr lagen bereits drei Rotröcke im Feuer. Schon glaubten wir dem milden Wetter im Tal ein Schnippchen geschlagen zu haben. Groß waren die Erwartungen auf eine mächtige Strecke.

Legen der Strecke

Jedoch, zu früh gefreut. Gegen 23:30 Uhr steigerten sich die leichten Nordwest-Böen zu teilweise starken Schlägen eines Föhnsturms. Zwar passte wie gesagt das Licht, aber die Böen entwickelten sich zum ballistischen Problem. Der zeitweise sehr starke Seitenwind hätte in manchem Falle die Flugbahn eines Geschosses beeinträchtigen und zu unpräzisen Abweichungen im Ziel führen können. Das war und ist nicht akzeptabel. Jäger und Jägerinnen sind ebenfalls bei der Nachtjagd angehalten, Wild einwandfrei und sicher anzusprechen und mit einem gezielten sicheren Schuss den Tod schnell, überraschend und möglichst schmerzlos anzutragen. Diese oberste Grundregel der Waidgerechtigkeit bildet immer den Rahmen der Jagd für den verantwortungsvollen Jäger und die Jägerin. So kam es, dass zwar noch einige Rotröcke gesichtet wurden, jedoch kein Schuss mehr gefallen ist. Schließlich blieb es bei der Strecke von drei Füchsen, wovon einer aus der Räude erlöst wurde.

Fuchs mit Räude

Rein nach Zahlen betrachtet war diese nächtliche Jagd im Ganzen betrachtet nur durchschnittlich erfolgreich, das ist unbestreitbar. Allerdings sei mir an dieser Stelle noch erlaubt zu begründen, warum ich diese Fuchsjagd dennoch als großen Erfolg sehe. Ein Erfolg, nicht nur wegen der gewonnen praktischen Erfahrungen unserer Anwärter. Unter den Bedingungen der bis etwa 24:00 Uhr noch guten Lichtverhältnisse waren die Rotröcke in unseren Gläsern immer noch eindeutig anzusprechen. Wegen der Böen jedoch nicht mehr waidgerecht zu schießen. Es hat nicht ein einziger Jäger aus der Runde, einen unsicheren Schuss auf Wild riskiert. Keiner der Schützen ist leichtfertig mit seiner Verantwortung umgegangen. Das zeigt mir, dass unsere ehemaligen Anwärter und jetzigen Jäger aus unserer Jagdschule „etwas mitgenommen haben“. Nach meiner Meinung, war diese Jagd deshalb ein großer Erfolg.

Gegen 01:00 Uhr beendeten wir die Jagd traditionell mit dem Legen der Strecke und erwiesen unserer Beute die letzte Ehre.

Warum wird der Fuchs bejagt?

Die Speisekarte von Meister Reinecke ist ziemlich lang. Es ist festzuhalten, dass wir es mit einem Fleischfresser zu tun haben, der eine Tendenz zum Allesfresser aufweist. Hauptbeute des Fuchses sind, dort wo er noch annähernd natürlich im Revier lebt, Mäuse. Darüber hinaus reißt er Nager, Hasen, Kaninchen, kleine Schlangen, Frösche, Rehkitze, und sogar kleine Katzen. Auch größere Insekten, Schnecken und Würmer sind sein Fall. Rotröcke sind auch Geflügelliebhaber. Alle Gelege und bis mittlere Exemplare von Bodenbrütern sind gefährdet. Selbst Hausgeflügel holt er manchmal vom Hof. Mit seinen Raubzügen vollzieht der Fuchs eine von der Natur übertragene Auslesefunktion im Revier. Wie alles Raubwild reißt er vorwiegend junges und schwaches bzw. altes und krankes Wild.

Aas, z.B. Fallwild auf unseren Straßen, lässt den Fuchs ebenfalls nicht unberührt. In der Notzeit des Winters neigt er sogar zum Kannibalismus. Er schneidet dann auch Kadaver überfahrener Artgenossen am hellen Tage an. Damit erfüllt er im Revier eine weitere wichtige Funktion, nämlich jene einer „Gesundheitspolizei“, in dem er die verwesenden Kadaver aus dem Revier entfernt.
Nun zur Allesfresser-Tendenz. Die Rotlunten fressen leidenschaftlich alle Arten von bodennah gewachsenen Früchten zur Erntezeit, wie z.B. Brombeeren, Blaubeeren, Erdbeeren. Sogar Fallobst, z.B. Äpfel, Pflaumen oder Birnen, lockt Reinecke zum Teil bis vor unsere Haustüren. Auch milchreifes Getreide oder Mais nimmt Reinecke ab und zu. Aus Komposthaufen in den Gärten zieht er sich Gemüseabfälle, wie Lauch, Zwiebel, Karotten oder Kohl. Auch gehört es zu seinen Eigenheiten die Mägen, Pansen und Eingeweide seiner Beutetiere zu fressen, um über diesen Weg deren vorverdautes Grünfutter oder sonstige Nahrungsbestandteile aus dem Gescheide aufzunehmen. Unsere Mülltonnen, Abfalleimer und Müllkippen bieten ihm zusätzlich nächtens eine akzeptable, bequeme und üppige Nahrungsquelle. Alle Arten von menschlichen Nahrungsmittelresten sind ihm genehm. Stadtfüchse in Parkanlagen und auf Müllkippen leben zum größten Teil von Nahrungsmittelresten des Menschen. Der Fuchs ist zweifellos in Sachen Nahrungsspektrum ein Generalist und Opportunist. Nur noch in zweiter Linie sind die auf Müllplätzen, Ortschaften, im Felde oder in Parks vorkommenden Mäuse und Ratten als Lebens- und Steuerungsgrundlage der Fuchspopulationen relevant.

Füchse verfügen im Normalfall, verglichen mit Kaninchen oder Ratten, über eine relativ gemäßigte Fortpflanzungsrate. Reguliert wird die Populationsentwicklung unter natürlichen Bedingungen über das Beuteangebot. In natürlichen Lebensräumen wird die Fortpflanzungsrate der Rotröcke hauptsächlich durch die Mäusebestätze gesteuert. Auf ein Jahr mit starkem Mäusebesatz folgt in der Regel ein zahlreicher Fuchsjahrgang. Die Fortpflanzungsrate kann jedoch bei hohem unnatürlichem Nahrungsangebot (z.B. Müllkippen, Komposthaufen, Fallobst) problemlos langfristig hoch bleiben. Die übliche und natürliche Regulation der Fortpflanzungsrate des Raubwildes über Besätze der Beutetiere funktioniert beim Fuchs in vielen Gebieten deshalb nicht mehr. Auf Grund vielfältiger Nahrungsquellen in der Nähe des Menschen leiden Rotröcke häufig keine Not mehr im Winter und vermehren sich stetig, trotz hoher Jugendsterblichkeit.

Die Hege mit der Büchse beim Raubwild, speziell beim Fuchs, bedeutet für den Jäger in erster Linie die Herstellung und Einhaltung eines Besatzes der dem Begriff der tragbaren Wilddichte für den Waldbesitzer, dem Landwirt, dem Bürger, dem Jäger und der Wildart entgegenkommt. Ein Überbestand im Besatz des Fuchses bewirkt relativ schnell ein sinkendes Immunsystems innerhalb der Art. Es steigt im Überbestand die Anfälligkeit für Seuchen, wie z.B. Räude, Tollwut und Innenparasiten, wie dem tödlichen Fuchsbandwurm. Durch solche Seuchen und Parasiten des Fuchses sind nicht nur unsere Haus- und Nutztiere, sondern auch Menschen bedroht. Vor allem durch kontinuierliche und waidgerechte Fuchsbejagung übers Jahr mit Schwerpunkten im Winter, gilt es notwendig Bestände zu regulieren und Seuchenzüge durch Überbesätze zu vermeiden. Als Großvater bin ich jenen Jägern/innen dankbar, die den Besatz an Füchsen um unseren Ort kurz halten. Dadurch können z.B. meine Enkel ungefährdet alle Sandkisten auf Spielplätzen in unserem Ort nutzen.

Grüße aus Weitnau


Hans A. Werner